Bitcoin zurück bei 94.000 Dollar – ist das die Trendwende?
Bitcoin zurück bei 94.000 Dollar – ist das die Trendwende? Veröffentlicht am 23. April 2025 von Christoph Bergmann // 0 Kommentare Start der bemannten Soyuz MS-02 Rakete zur Internationalen Raumstation. Bild von NASA Johnson via flickr.com, Lizenz: Öffentliche Domäne Bitcoin, Ethereum und andere Kryptowährungen ziehen wieder kraftvoll aufwärts. Ist das die ersehnte Trendwende des Marktes? Und was ist es, das den Kursen Rückenwind gibt? Wir haben ein paar Vermutungen. Eine davon führt ausgerechnet zur Europäischen Zentralbank. Viel fehlt nicht mehr, damit Bitcoin zurück über die 100.000-Dollar-Marke springt, noch ein kleiner Stoß wie gestern und heute, und von dort aus ist es nur ein kleiner Sprung zu einem neuen Allzeithoch. Am Sonntag, dem 20. April, hat Bitcoin bei rund 84.000 Dollar begonnen, aufwärts zu klettern, um heute bei starken 94.000 Dollar anzukommen. Bitcoin im 7-Tages-Chart nach Coinmarketcap.com Damit hat Bitcoin ein 1-Monats-Hoch erobert. Im ersten April-Drittel war der Kurs auf ein Tief von unter 75.000 Dollar gestürzt und hatte dort, nach einer kurzen, schwachen Erholung, ein Doppel-Tief mit hohem Handelsvolumen gebildet – ein klassisches Signal für eine Trendwende. Es täuschte auch dieses Mal nicht, und der Kurs arbeitete sich von dort aus energisch aufwärts. Das Doppeltief ist schön deutlich zu erkennen, während die grauen Balken darunter das steigende Handelsvolumen anzeigen. Noch eindrucksvoller wirkt die Erholung, wenn man auf den 1-Jahres-Chart heraus zoomt. Hier sieht man deutlich, dass der Kurs sich nicht einfach nur kurz an einem Geländer festhält, bevor er seinen Abstieg fortsetzt, sondern jede denkbare Trendlinie mit Elan durchbrochen hat. Das beweist keine echte Trendwende – ist aber ein starker Hinweise auf sie. Im Aufwind ist auch Ethereum. Synchron zu Bitcoin stieg ETH von rund 1.540 Dollar auf etwa 1.800. Mit einem Plus von fast 14 Prozent in den vergangenen 24 Stunden stellt der Aufstieg von Ethereum sogar Bitcoin in den Schatten. Allerdings wirkt die Erholung schon weniger eindrucksvoll, wenn man den 1-Monats-Chart begutachtet. Wo Bitcoin ein 1-Monats-Hoch erreicht hat, krebst Ethereum weiterhin deutlich unter seinen Preisen Ende März herum. Und im 1-Jahres-Chart offenbart sich ein noch miserableres Bild. Anders als bei Bitcoin ist hier keine Trendwende erkennbar, sondern lediglich eine weitere kurze Erholung, die droht, ebenso zu enttäuschen wie die letzten. Etwas besser sehen die Kurse bei Ethereums Konkurrent Solana aus, aber wir wollen nicht erneut auf der schwierigen Situation von Ethereum herumhacken. Viel interessanter ist heute die Frage, was die mögliche Trendwende bei Bitcoin eingeleitet hat. Und dafür haben wir einige spannende Antworten, die in die hohen Gefilde der Weltfinanz führen. Im Zweifel sind’s die Zinsen Nichts beeinflusst die Finanzmärkte so sehr wie die Zinsentscheidungen der Zentralbanken. Wenn die Zinsen fallen, schrieb die Börsenlegende André Kostolany, „dann muss man in die Börse einsteigen, ohne Wenn und Aber.“ Tiefe Zinsen schaffen Liquidität, die ihren Weg stets in die Finanzmärkte findet und dort die Preise anhebt. Die Zeit zwischen 2008 und 2022 war eine Phase der immer weiter fallenden Leitzinsen, die am Ende nahe oder im Falle Japans sogar unter den Nullpunkt gesunken waren. Die Zentralbanken hörten nicht auf, die Märkte mit Liquidität zu versorgen, in der Hoffnung, die Wirtschaft und mit ihr die Inflation anzukurbeln. Der explosive Kursverlauf von Bitcoin geschah bis dahin vollständig in einer Welt der niedrigen Zinsen, was viele Analysten nicht ausreichend würdigen. Leitzins der wichtigsten Zentralbanken nach finanzen.net Erst 2022, unter dem Eindruck des russischen Überfalls auf die Ukraine, zog die Inflation spürbar an, woraufhin die Zentralbanken zum ersten Mal seit 2008 die Zinsen deutlich erhöhten. Es ist kein Zufall, dass nun die goldenen Jahre der Stablecoins begannen, die dank der hohen Zinsen starke Rendite damit machten, Dollar auf Bankkonten zu halten. Mit der Zinswende setzte für Bitcoin zunächst ein Bärenmarkt ein. Dass es Bitcoin gelungen ist, sich aus diesem Bärenmarkt trotz weiterhin hoher Zinsen zu befreien, ist beachtlich – und mit Gewissheit auch eine Folge davon, dass die Zinsen Mitte 2024 ein Plateau erreicht hatten und von dort aus wieder sanken. Die Inflation hatte sich einigermaßen stabilisiert, also öffneten die Zentralbanken vorsichtig die Schleusen, um wieder mehr Liquidität zuzulassen. Interessanterweise hat sich die Europäische Zentralbank in dieser Phase von der amerikanischen Fed emanzipiert. Üblicherweise war die EZB den Zinsentscheidungen der Fed nach kurzem Zögern gefolgt. In der aktuellen Phase kappte sie die Zinsen nicht nur als Erstes, sondern geht auch mit immer weiteren und energischeren Schritten voran, während es nun an der Fed ist, zögerlich zu folgen. Zinsen der EZB nach statista.com Erst vergangene Woche, am 17. April, hat die EZB den Leitzins einmal mehr gesenkt, von 2,50 auf 2,25 Prozent. Das Niveau ist damit weiterhin höher als in der Phase von 2009 bis 2022, zeigt aber eine klare Tendenz an und lässt reichlich Raum für weitere Senkungen. Dass der Euro hier eine Führungsrolle einnimmt, äußert sich in der paradoxen Situation, dass der Euro-Preis in Dollar steigt, obwohl die EZB mit einer lockereren Geldpolitik eher inflationär wirkt. Mit 1,14 US-Dollar hat der Euro den höchsten Wert seit Ende 2021 erreicht – dem Ende der Phase der Niedrigzinsen. Die Stärke des Euro dürfte auch ein Resultat davon sein, dass der Dollar unter Trumps Zollpolitik droht, den Status als Weltwährung zu verlieren. Dabei drängt der US-Präsident scharf darauf, dass auch die Fed die Zinsen senkt. Doch der Fed-Vorsitzende Jerome Powell sträubt sich bislang, was Trump mit einer wütenden Ansage beantwortet: „Es gibt fast keine Inflation mehr, aber es kann sein, dass sich die Wirtschaft VERLANGSAMT, wenn Mr. Zuspät, ein großer Loser, die Zinsen nicht JETZT senkt.“ Trump möchte Powell durch einen ihm genehmeren Direktor ersetzen. Seine Entlassung könne, schrieb der Präsident, „nicht SCHNELL GENUG kommen.“ Doch da die Verfassung der Fed Unabhängigkeit gewährt, kann Trump Powell nicht entlassen. Daher sagt Trump nun, er habe „keine Absicht“, den Vorsitzenden der Fed seines Amtes zu entheben. Unabhängig von dieser Machtprobe dürfte Powell kaum umhinkommen, im Lauf der kommenden Monate die Zinsen zu senken, wenn sich die Inflation in den USA weiter beruhigt und die Zölle zu keinen weiteren Preissteigerungen führen. Es wäre also denkbar, dass die Märkte im Lauf dieses oder des nächsten Jahres zurück in eine Phase der Niedrigzinsen einlaufen – schlecht für Stablecoins, gut für Bitcoin. Der neue SEC-Boss macht Krypto zur Chefsache Weniger unabhängig als die Fed ist die SEC, die oberste Börsenaufsicht in den USA. Sie wurde bisher von Gary Gensler geführt, einem harten Aufseher, der Kryptowährungen äußerst kritisch sieht. Trump hat ihn nun durch Paul Atkins ersetzt, einen Anwalt und Unternehmer, der sich nicht nur für eine ausgesprochen lockere Regulierung einsetzt, sondern sogar für den Lobbyverband „Chamber of Digital Commerce“ als Ko-Vorsitzender die „Token Alliance“ geführt hat, eine Art Selbstregulierungs-Organ der Branche. In gewisser Weise wird der Bock zum Gärtner, was für die Branche der Böcke natürlich großartig ist. „Eine Top-Priorität meines Vorsitzes“, kommentierte Atkins seine Ernennung, „wird es sein, eine saubere regulatorische Grundlage für digitale Assets zu erarbeiten.“ Durch „rationale Kohärenz und einen prinzipientreuen Ansatz werden wir dafür sorgen, dass die Vereinigten Staaten der beste und sicherste Standort der Welt werden.“ Der Markt scheint auf seiner Seite zu sein – unmittelbar nach seiner Ernennung stieg der Bitcoin-Kurs kräftig weiter. 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