Fachkräftemangel adé? Womit Versicherer rechnen müssen
Fachkräftemangel adé? Womit Versicherer rechnen müssenVon Jörg Droste – 15.04.2025, 06:00 UhrDie Versicherungsbranche steht vor einer doppelten Herausforderung: Während auf der einen Seite kurzfristige Signale auf eine Entspannung des Fachkräftemangels hindeuten, droht auf lange Sicht eine massive Personalnot – insbesondere auf der Fach- und Führungskräftebene. Hinzu kommt, dass sich die Anforderungen an Arbeitskräfte durch Digitalisierung, veränderte Kundenerwartungen und neue Arbeitsmodell im Wandel befinden. Dies stelle Versicherer und Makler vor die Aufgabe, nicht nur neue Talente zu gewinnen, sondern Mitarbeiter langfristig zu binden und weiterzuentwickeln.Zwar belegt eine McKinsey Studie aus dem Spätsommer 2024, dass deutsche Arbeitnehmer auch in der Versicherungsbranche wieder verstärkt auf Sicherheit setzen und der Wechselwille deutlich abgenommen hat. Versicherer und Makler sollten jedoch langfristig zu planen und sich von kurzfristigen Entspannungssignalen nicht täuschen zu lassen, denn: Die Kluft zwischen Fachkräfteangebot und -nachfrage vertieft sich allein durch die Demografie der Branche: Bis 2030 sollen Unternehmen im Finanzdienstleistungssektor aktuellen Schätzungen zufolge allein durch Verrentung durchschnittlich deutlich mehr als 30 Prozent ihrer Mitarbeitenden verlieren. Und: Sobald die wirtschaftliche Entwicklung anzieht, werden die Möglichkeiten und der Wille zum Wechsel wieder wachsen.Der Mangel erreicht die FührungsetagenDer Job-Navigator des Bundesarbeitgeberverbands der Personaldienstleister e.V. attestiert der Finanz- und Versicherungswirtschaft hohen Führungskräftebedarf, der durch die Transformation der Branche und die neuen Anforderungen in leitenden Positionen weiter zugespitzt wird: Führungspersönlichkeiten sind heute Multiplikatoren fürs Recruiting: Sie sind das erste Aushängeschild eines Unternehmens bei der Anwerbung von neuen Talenten und Spitzenkräften, die Motivatoren und Bindekräfte für fähige Mitarbeitende und somit nicht nur Entscheider und Gestalter, sondern Schlüsselfaktoren für die knapper werdende Ressource Mensch. Versicherer und Makler müssen jetzt die Weichen stellen, damit sich der Fachkräftemangel für sie nicht zu einem Mangel an Führung auswächst.Ein zentrales Motiv für den Arbeitsplatzwechsel ist und bleibt das Gehalt. Laut McKinsey-Umfrage sind Vergütung und Zusatzleistungen mit 42 Prozent der häufigste Grund für einen Jobwechsel. Für die Versicherungsbranche ein schwieriger Balanceakt: Schon heute verdienen Experten hier sehr gut im Vergleich zu anderen Branchen. Dennoch sollten Unternehmen mehr Argumente einbringen als finanzielle Vergütung. Vereinbarkeit von Pivat- und Berufsleben wird Schlüsselfaktor Laut McKinsey-Umfrage sind die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben beziehungsweise flexible Arbeitszeiten ein zentrales Motiv für einen Jobwechsel. Mit stark steigender Tendenz: Der Wunsch nach einer Balance zwischen Arbeits- und Privatleben stieg auch unter Führungskräften um mehr als das Vierfache: von sechs auf 26 Prozent. Wird den Spitzenpersonalien dieser Gestaltungsfreiraum nicht geboten, ist dies für viele ein Wechselgrund. Versicherer tun gut daran, ihre flexiblen Arbeitsmodelle beizubehalten und als Recruiting-Instrument einzusetzen.Die Anwerbung einzelner Fachkräfte kann den Bedarf vor allem für größere Herausforderungen wie Innovationen oder die digitale Transformation in den kommenden Jahren kaum kompensieren. Ein Trend, der auch in Deutschland eine stärkere Rolle spielen wird, ist die Gewinnung eingespielter Teams, das so genannte Team-Hiring. Im Team erhalten Unternehmen sämtliche erfolgsrelevante Kompetenzen im funktionierenden Komplettpaket, bereit für den sofortigen Einsatz. Große Aufgaben wie wenn ein neuer Standort mit Produktivitätsdefiziten, ein neues Geschäftsfeld oder eine signifikante Neueinführung verlangen skalierbare Lösungen.Leader-Persönlichkeiten sind gefragter denn jeIn vielen Unternehmen hat sich mit den Jahren relativer Stabilität eine stark verwaltungslastige Führungskultur etabliert. Doch der Umgang mit neuen Technologien, neue Formen der Zusammenarbeit und neue Ansprüche der Mitarbeitenden verlangen Macher- und Anführerpersönlichkeiten in den Chef-Etagen. Menschen, die Verantwortung übernehmen, ihre Mitarbeitenden mitreißen und an das Unternehmen binden können, werden in Zukunft wichtiger als der perfekte Abschluss oder der große Name im Lebenslauf werden.Bei vielen aktuellen Trends auf dem Arbeitsmarkt für Versicherer und Finanzdienstleister macht die Persönlichkeit den Unterschied. Als Executive-Search-Beratung mit dem größten Team in der Assekuranz unterstützen Unternehmen dabei, die richtigen Persönlichkeiten oder Teams für ihre Zukunftsfähigkeit zu finden, seien es einzelne Talente oder ganze Teams.Die Autoren Thomas Dudkiewicz und Jürgen Dörendahl sind Geschäftsführende Gesellschafter der le groupe bleu GmbH